23.05.2017 – Dienstag – Banff
An ein eigenes Auto kann man sich hier sehr schnell
gewöhnen. Wie schade, dass ich heute meinen Mietwagen schon wieder abgeben muss.
Aber was sein muss, muss sein. Das war die erste Amtshandlung heute Morgen
bevor ich in der Wohnung etwas Haushaltskram erledigen musste.
Nachmittags rief dann schon wieder der Dienst im Supermarkt.
Die heutige Schicht war eine lange. Von 14:00 bis 20:30 Uhr war ich heute
eingeplant. Das geht schon ganz schön in die Beine und vor allem auch in den
Rücken. Ich bin abends doch immer recht platt. Da merkt man erst mal was es
bedeutet einen solchen Job zu machen. Schön ist es immer, wenn ich nette Kunden
habe, die sich ein bisschen mit mir unterhalten. Dann verfliegt die Zeit wie im
Flug. Über Langeweile kann man sich bei dem Job sowieso fast nicht beklagen, da
der Kundenstrom fast nie abnimmt. Denn kaum wird die Schlange der wartenden
Kunden etwas kürzer, stehen schon wieder neue Kunden an.
Heute Abend bin ich ausnahmsweise nach der Arbeit
verabredet: Christiana und Stephan sind am Ende ihrer gemeinsamen Rundreise in
Banff angekommen und wir haben uns nach meiner Schicht zu einem Absacker
verabredet! Da freue ich mich schon seit Tagen drauf.
Eigentlich hatte ich mit den beiden schon in meiner
Kundenschlange gerechnet, aber ich musste mich doch bis nach meiner Schicht
gedulden. Das war so surreal: wir drei auf dem Parkplatz vor dem IGA! Was für
eine Freude die beiden zu sehen!
Wir haben den Abend beim Feierabend-Bier im Karaoke Pub "Wild Bill's Legendary Saloon"
ausklinken lassen. Gesungen haben wir allerdings nicht. Die beiden haben mir stattdessen
ausführlich von ihren Tagen in Kanada erzählt und mir auch berichtet, dass sie
mich doch im Supermarkt aufgesucht haben. Ganz unbemerkt haben die beiden sogar
Fotos gemacht. Ich war so beschäftigt, dass ich das überhaupt nicht mitbekommen
habe.
Leider muss ich die nächsten zwei Tage immer nachmittags und
abends arbeiten, so dass wir uns nicht wie ursprünglich erhofft in aller Ruhe
zum Dinner treffen können. Deshalb steht morgen Abend ein weiteres After-Work-Treffen
an und für Donnerstag haben wir uns mittags verabredet. Da freue ich mich schon
besonders drauf!
24.05.2017 – Mittwoch – Banff
Den heutigen Vormittag habe ich in der Wohnung verbracht. Es
gibt ja doch immer was zu erledigen und das ein oder andere Telefonat will auch
geführt werden. Heute Vormittag zum Beispiel mit meiner Schwester Bernadette.
Wir haben uns schon länger nicht mehr am Telefon ausgetauscht. Es war also
höchste Zeit dafür. Wie immer kommt man von Höxchen auf Stöxchen und so vergeht
der Vormittag im Nu.
Für den heutigen Tag ist nach einigen warmen Tagen doch
glatt wieder Kälte und Schneegestöber angesagt. Als ich mich auf den Weg zum
Supermarkt gemacht habe, konnte man vom Schnee noch nicht allzu viel sehen,
aber dafür war´s schon ordentlich kalt.
Während meiner Schicht ging es dann aber so richtig rund.
Schön ist, dass man an der Kasse nahe am Ausgang ist und der Supermarkt viele
große Fensterscheiben hat. Durch eine sieht man zum Beispiel meinen
Lieblingsberg in Banff, den Mount Rundle. Man konnte richtig beobachten wie es immer
mehr und mehr wurde. Dank der immer wieder offenen Eingangstüren wurde es auch
ordentlich frisch an der Kasse. Meine Schicht ging heute von 13:00 bis 21:30
Uhr, was ganz praktisch war, denn so habe ich den Schneefall komplett
„verpasst“. Als ich abends Feierabend hatte, war der Schnee auf den Straßen
schon wieder weggetaut, aber dafür lag er noch in den Vorgärten und auf manchen
Autos.
Nach einem kurzen Stopp zum Snacks und Wein einkaufen, bin
ich dann nachhause gelaufen, um dort Christiana und Stephan zu treffen. Das war
ganz praktisch. So konnte ich den beiden nicht nur meinen Arbeitsplatz sowie
meinen Wohnort, sondern auch noch meine vier Wände zeigen.
Ein bisschen peinlich war mir die Unordnung und das Chaos
von Denise schon und vor allem auch, dass es nicht wirklich sauber war. Aber
das ist stückweit auch authentisches Kanada. Chaos vor und im Haus habe ich
hier schon öfters erlebt und es scheint für manche Leute hier ganz normal zu
sein. Ganz so ordentlich und sauber in Deutschland ist hier nicht. Die Menschen
legen da einfach anders ihre Prioritäten – zumindest, wenn es eher in einer
ländlichen Region ist.
Bei süßen Keksen in Ahornform und Crackern sowie einem
kanadischen Rotwein saßen wir drei bis tief in die Nacht zusammen. Wenn man so
in den Redefluss kommt und es so viel zu erzählen gibt, dann gibt es schier
kein Halten und somit fast kein Ende mehr. Ich fand´s prima. Die beiden mussten
nur leider mitten in der Nacht durch Banff zurück zum Hotel laufen. Aber wie
ich anderntags erfahren habe, waren auch noch andere Nachtschwärmer zu dieser
späten Stunde unterwegs.
(Von dem heutigen Tag gibt es leider keine Fotos.)
25.05.2017 – Donnerstag – Banff
Nachdem es gestern in der Wohnung etwas arg unordentlich war
und ich ab morgen auf einen einwöchigen Road Trip mit Christiana gehen werde,
stand für heute Vormittag Putzen auf dem Programm. Zu allererst habe ich mit
dem großen Staubsauger versucht die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Nachdem
ich eine geschlagenen halbe Stunde unter Hochdruck geputzt habe, musste ich
feststellen, dass es für das Staubsaugen des Teppichbodens einen Spezialaufsatz
gibt, mit dem alles viel, viel einfacher geht. Nachdem ich den Aufsatz also
getauscht habe, machte es richtig Spaß mit dem Power-Sauger durch die Wohnung
zu düsen. Verrückt ist, dass es danach gleich zehnmal ordentlicher aussah,
obwohl ich nicht mal Stühle oder irgendwas gerückt hatte. Ich verstehe sowieso
nicht wieso man Teppichböden in der Wohnung haben kann. Das ist immer ein
bisschen muffig und man sollte eigentlich viel öfter saubermachen.
Das Badezimmer habe ich auch noch in Angriff genommen und
deshalb musste das Packen des Rucksacks für den Road Trip bis zum Abend warten.
Denn die Zeit vergeht beim Putzen schnell und ich wurde schließlich schon um
11:45 Uhr von Christiana und Stephan mit ihrem Mietwagen abgeholt. Zusammen
sind wir zum Fairmont Banff Springs Hotel gefahren. Ein langgehegter Traum von
mir wurde endlich wahr: Ich im Fairmont Hotel in Banff! Der Knaller ist dabei
noch, dass wir nicht nur einfach ins Hotel gehen, sondern dort einen Tisch zum
Afternoon Tea reserviert haben!
Wir feiern dort mehr als stilecht meinen Geburtstag
gemeinsam nach. Neben dem Tee gab´s für uns Ladies auch noch ein Glas Sekt und
damit wurde erstmal angestoßen. Die Auswahl an salzigen und süßen Häppchen war
gigantisch. Wir konnten zu dritt gar nicht alles essen, was uns auf der Etagere
gereicht wurde, und haben uns den Rest einpacken lassen. Das Ambiente in dem
Speisesaal und der Ausblick auf die Tunnel Mountain und Mount Rundle waren
phänomenal. Ich war einfach nur happy – ein Träumchen hier zu sein!
Das Hotel ist gigantisch. Es strahlt richtig Würde aus und
man kann Geschichte förmlich riechen. Es gibt nur wenige Orte, an denen es mir
bisher so ging. Einfach unglaublich beeindruckend. Das Haus wirkt fast wie ein
Schloss und alle Bediensteten sind so mega freundlich und bemüht es den Gästen
so angenehm wie möglich zu machen.
Afternoon Tea Etagere |
Afternoon Tea with a view |
Terrasse des Banff Fairmont Springs Hotels |
Happy Faces |
Panorama |
Innen-Impressionen |
Bären gibt´s hier überall :) |
Ich bin auch Stunden nach unserem Treffen noch ganz aus dem
Häuschen und schwebte förmlich auf Wolken. Das war so ein tolles Erlebnis für
mich und eines der besten Geburtstagsgeschenke überhaupt! Ganz lieben Dank an euch nochmal, Christiana
und Stephan! You made my day!
Die Euphorie wurde zwar etwas gebremst, weil ich nachmittags
arbeiten musste und heute sogar zum ersten Mal eine „Closing Shift“ hatte, aber
eigentlich schwebte ich den ganzen Abend noch wie auf Wölkchen.
Von 15:00 bis 23:30 Uhr ging heute mein Dienst. Der IGA
Supermarkt hat jeden Tag von 8:00 bis 23:00 Uhr auf und man könnte meinen, dass
in den letzten Stunden nicht so viel los ist, aber das ist definitiv nicht so.
In Banff ist es immer geschäftig und es ist viel los. Was hier wohl erst los
sein mag, wenn es Hochsaison im Juli und August ist? Wenn man die Schluss-Schicht
hat, dann muss man unter anderem alle Mülleimer leeren, sämtliche Kassenbänder
putzen, die zurückgelegten Produkte wieder einsortieren und die Muffin- &
Bagel-Bleche ausleeren und auswaschen. Ganz schön viel vor allem, wenn man das
vorher noch nicht alleine gemacht hat. Glücklicherweise hat mir meine
Supervisor Joni geholfen und ich konnte am Ende pünktlich gehen.
Im Supermarkt erlebt man manchmal ganz ulkige Geschichten.
Es kommen jeden Tag unzählige chinesische Touristen in den Laden, die einem
meist unbeholfen das Geld hinstrecken und man soll sich dann selber die Münzen
und Scheine zusammenkramen, die man zur Abrechnung des Einkaufs benötigt.
Zuerst sind die Chinesen oft recht mürrisch, aber sobald man ihnen hilft,
werden sie doch ganz freundlich und lächeln zum Dank.
Das ist eh ein sehr sonderbares Phänomen, was man an der
Kasse beobachten kann. Leute, die der englischen Sprache nicht mächtig sind,
schauen einem meist nicht mal recht an oder stehen sehr abweisend vor einem.
Wenn man sie dann anlächelnd und freundlich „How are you today?“ oder was
Ähnliches fragt, dann lächeln sie meist schüchtern und entschuldigend
zurück.
Deutsche trifft man in Supermarkt auch fast täglich an.
Viele schauen mich dann verdutzt an, wenn ich auf Deutsch nach ihrem Tag frage
oder ob sie eigene Stoffbeutel zum Befüllen dabeihaben. Meist kommt auch ein
kurzes Gespräch zustande. Viele fragen mich auch ob ausgewandert bin und wie
ich zum Job im Supermarkt gekommen bin. Erkennen kann man die Deutschen oft an
ihrer Kkleidung (Stichworte: Jack Wolfskin und Deuter-Rücksäcke) und natürlich,
wenn sie mit zu zweit oder mit mehreren unterwegs sind und sich unterhalten.
Besonders ältere Personen sind froh, wenn ich sie auf
Deutsch anspreche, da sie oftmals nicht so fit im Englischen sind. Ein
besonders tolles Pärchen habe ich vor ein paar Tagen schon angetroffen. Das
Pärchen kommt aus Ost-Deutschland und beide sind mit einer Gruppentour
unterwegs. Besonders der ältere Herr ist super gesprächig und wir haben uns
länger unterhalten, wo sie überall schon waren und wo es noch hingehen soll.
Heute Abend standen die beiden wieder in meiner Schlange und der Herr winkte
schon „von weitem“ mir zu und rief laut „Huhu“ durch die Laden. Das fand ich
spitze.
Solche Begegnungen machen diesen Job aus und das ist
bestimmt auch der Grund, weshalb manche schon über 10 Jahre im Supermarkt
arbeiten. Die Gespräche mit den Kunden sind oft großartig und machen den Job
erst spaßig und interessant.
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