Mittwoch, 19. April 2017

Karwoche in Golden

11.04.2017 - Dienstag - Golden

Es geht langsam aber sicher schon auf Ostern zu und dies bedeutet auch wieder mehr Buchungen, denn viele nutzen die Feiertage aus um den ein oder anderen Kurztrip zu unternehmen. In Kanada sind Karfreitag und Ostermontag auch Feiertage. Heute Abend kommen deshalb auch wieder neue Gäste ins Guesthouse. Bis es soweit ist, muss ich allerdings noch das ein oder andere vorbereiten wie zum Beispiel den hot tub (mit frischem Wasser befüllen und die Feuerbox anzünden).

Bevor es damit los ging, habe ich den Vormittag aber erstmal ruhig angehen lassen und nach meinem Frühstück mit Martin telefoniert. Nicht zu verwechseln mit meinem Nachbar Martin hier. Mit dem telefoniere ich zwar auch ab und an, aber nicht so lange und nicht auf Deutsch. 😆

Nachmittags kam wieder schön die Sonne heraus. Das habe ich ausgenutzt, um die Zäune schon mal für die geplante Streichaktion vorzubereiten. Wenn es nach Ostern einigermaßen trocken sein sollte, dann möchte ich einen Teil des Zauns streichen - nach Leo´s Angaben primär den Teil, den die Gäste sehen. Bevor ich damit aber loslegen kann, muss zuerst einmal das Moos weg. Das erinnerte mich schon wieder an Daheim in Yach und meine Jugend. 🙊

Ich kann mich noch gut erinnern wie "begeistert" wir Geschwister waren als wir vom Zaun vorm Haus das Moos mit Drahtbürsten entfernen mussten - unter Anleitung von Oma und Papa. Eine bescheidene Arbeit, weil das Moos richtig fies festsaß. Hier bekomme ich das Moos glücklicherweise recht leicht weg und die ersten Zäune sehen dank weniger Moos schon deutlich ansehnlicher aus.

Zäune vom Moos befreien

Aussicht bei der Arbeit

Blick vom Steg beim Teich auf die Ranch

Dank eines kurzen Regenschauers habe ich dann gegen späten Nachmittag mit meinen Arbeiten aufgehört und bin nochmal kurz zu den Büffeln spaziert. Als Dinner gab´s mal wieder unspektakulär Pasta mit Soße. Da die Gäste danach immer noch nicht da waren und es wieder ein richtig schöner Abend nach dem Regenschauer wurde, habe ich nochmal einen Verdauungsspaziergang zu den Büffeln unternommen.

My happy place no 1

Wusste garnicht, dass es in Kanada auch Vukane gibt. Sieht verrückt aus, oder? :)

Panorama

Happy Place no 2 - the roundhouse

Büffelherde in der Abenddämmerung
Kaum stand ich am Zaun kam auch schon das Auto mit Lhabu´s Gruppe die Einfahrt heruntergefahren. Da die Gäste angehalten haben, bin ich gleich rüber gelaufen, um Hallo zu sagen und letzte Instruktionen zu geben, wo sie hinfahren müssen. Die Gruppe von Lhabu ist ein interessantes Gespann und eine wiztige Gruppe obendrein.

Insgesamt sind es 5 Personen und vier davon sind Cousins und Cousine plus die Freundin eines Cousins. Die fünf sind Tibetaner, die aber in Kathmandu in Nepal aufgewachsen sind und mit 10 / 11 Jahren mit ihren Familien nach New York beziehungweise Vancouver gezogen sind. Mittlerweile treffen sich die Cousins jedes halbe Jahr irgendwo auf dem Kontinent für ein paar Tage und machen - so wie jetzt - einen Roadtrip zusammen. Alle sind zwischen Mitte und Ende Zwangig und man muss es doch sagen: richtige Stadtkinder. Beim Anblick eines Reh´s, welches sich über die Wiese vor der Ranch getraut hatte, als wir alle vorm Guesthouse zur Begrüßung standen, fiel denen nicht ein, dass dies ein "deer" ist sonst ein "Bambi" und solche Beispiele gab es etliche. 😂

Bambi - leider nicht die beste Fotoqualität
Ich finde das ja witzig, vor allem, weil ich die letzten 10 Jahre auch in der Stadt gelebt habe und weiß wie weit man da vom Leben auf einer Farm oder in der Natur weg sein kann. Erst recht, wenn das so mega Metropolen wie Vancouver oder New York sind.

Nach einer kurzen Erklärung zum hot tub und zum offenen Kamin im Wohnzimmer habe ich die Gruppe alleine gelassen und mich in mein Loft zum Lesen und Emails schreiben verzogen. Aber der Abend sollte noch nicht vorbei sein und ruhig zu Ende gehen. Denn Lhabu´s Truppe hielt mich noch ganz schön auf Trab. 🙈

Um kurz vor 23 Uhr hörte ich Stimmen und Fußgetrappel. Da ich Musik anhatte und ich vorher die Gäste ja auch schon laut Reden oder Lachen gehört habe, habe ich mir erst nichts dabei gedacht bis es an meiner "Tür" klopfte. Vor lauter Schreck habe ich nur was von "Feuer" und "schnell mitkommen" verstanden. Da geht einem ganz schön das Kläpperle, vor allem bei der Vorgeschichte zu Leo´s Workshop. Ich habe auf dem Weg ins Guesthouse schon überlegt, wen von Leo´s Freunden ich als erstes anrufen kann, wenn es richtig ernst werden sollte.

Von einem Feuer war aber glücklicherweise nichts zu sehen. Stattdessen war die ganze Küche und das Wohnzimmer vernebelt und verraucht. Der Feueralarm dröhnte und ich wurde mit der Frage konfrontiert wie man den wieder ausbekommt und vorallem wo der Rauch herkommen könnte. Na Bravo, darauf konnte mich Leo natürlich nicht vorbereiten. Wer rechnet den mit so was?

Nachdem mir dann Lhabu berichtete, wie es zu der Rauchentwicklung kam, stellte sich heraus, dass die "Stadtkinder" den Kamin nicht aufgemacht haben, bevor sie den offenen Kamin in Betrieb genommen haben. Zugegebenermaßen habe ich das in meiner kleinen Ansprache nicht erwähnt, sondern nur gesagt, dass sie zumindest am Anfang kurz das Fenster aufmachen sollen, damit der Rauch abziehen kann. Eigentlch dachte ich, dass dies auf dem Zettel stehen müsste, welcher zur Klärung für die Gäste immer auf dem Esstisch liegt. Aber als ich den am nächsten Tag kontrolliert habe, stand da zu der Klappe nichts drauf. Das sollte man noch ergänzen, damit dies nicht nochmal passiert.

Jedenfalls war der Rauch bald abgezogen nachdem alle Fenster und Türen aufgerissen wurden und Lhabu mit einem nassen Tuch den völlig überhitzten Hebel umgelegt und den Kamin geöffnet hatte. Den Gestank werden wir vermutlich noch mit Räucherstäbchen bekämpfen müssen. Ich hoffe der geht richtig raus bis die nächsten Gäste kommen.

Der Vorfall brachte mich dazu bei Dunkelheit draußen zu sein, was ich ja sonst eher zu vermeiden versuche. Heute hat es sich aber richtig gelohnt. Wir hatten Vollmond, eine sternenklare Nacht und da es in der Nacht zuvor oben auf den Bergen geschneit hatte, sahen die umliegenen Berge wie angestrahlt aus. Echt der Kracher! Das ist ein Bild was sich bei mir im Kopf eingebrannt hat. Das kann man leider nicht fotografieren - oder zumindest ich mit meinen Kameras nicht. Hammer! Für solche Momente bin ich an einem Ort wie diesen - das sieht man nicht überall. 😍🌙✨


12.04.2017 - Mittwoch - Golden

Nach dem Frühstück ging´s als erstes mit den Gruppe von Lhabu zu den Büffeln. Wir waren ganz schön lange da und es wurden auch viele Fragen gestellt. Von einer Person auch besonders oft, weil sie vorher nicht recht zugehört hatte - was für einige Lacher sorgte. Wie früher in der Schule. 🙊

Um den hot tub muss ich mich heute nicht kümmern. Lhabu und die Jungs werden sich darum kümmern. Eine Aufgabe weniger. Da bin ich doch nicht böse drum. Aber bevor ich die alleine habe machen lassen, habe ich eine ordentliche Instruktion abgegeben, damit nichts schief läuft.

Anstatt also den hot tub anzufeuern habe ich neues Anmachholz zur Cabin gebracht und den Ofen dort angestellt, damit es warm wird bis die neuen Gäste kommen. Den Briefkasten habe ich heute auch mal wieder geprüft und erstaunlich viele Briefe herausgefischt - unter anderem auch einen für mich. Welch Überraschung! Danke Mama! 😘

Den restlichen Vormittag habe ich mit "Büro-Arbeit" verbracht. Neue Buchungen bei Airbnb bearbeitet und Nachrichten beantwortet sowie mit Leo per Email Kontakt aufgenommen. Es gab wieder neue Sprachnachrichten auf der Mailbox und eine Anruferin heute morgen, die ihn sprechen wollte.

Gegen späten Nachmittag bin ich wieder zu den Büffeln und habe direkt die neuen Gäste in der Cabin begrüßen dürfen: Chad und Jade aus Edmonton. Jade kommt gebürtig aus Perth / Australien. Ich hatte sie direkt eingeladen mit mir zur Büffelfütterung zu kommen, aber die zwei wollten erstmal ankommen und vielleicht morgen dazu stoßen. Da sie aber fix  mit dem Auspacken waren, sah ich sie schneller als gedacht wieder und so haben wir uns an der Scheune noch ein bisschen unterhalten.

Büffelino
Zurück bei der Ranch gab´s dann wieder tierischen Besuch - Gus, der wilde Hund, hatte sich mal wieder hier her verirrt und ein Reh stand auf der Wiese beim Teich. Da ich Gus leider etwas aufgescheucht hatte und er ausgerechnet in die Richtung des Rehs rannte, waren beide schneller wieder verschwunden als gedacht.

Mein Abend ging dann relativ ruhig zu Ende. Ich habe mir nochmal ein bisschen was vom Süßkartoffel und Kichererbsen Eintopf warm gemacht und gelesen.


13.04.2017 - Gründonnerstag - Golden

Heute ist Gründonnerstag und das lange Osterwochenende fängt an. In Kanada ist am Karfreitag und an Ostermontag auch ein offizieler Feiertag. Für den heutigen Tag habe ich eigentlich nicht damit gerechnet, dass es ein größeres Highlight geben wird als die Tour mit Matt zum Einkaufen, aber es sollte anders kommen. 😊

Der Tag fing für mich schonmal wunderbar an, weil ich die Osterpost von Mama zum Frühstück aufgemacht habe. Darin war eine süße Osterkarte mit Grüßen von Mama & Papa und was mich ganz gerührt hat: frisch gepflückte Blumen vom Scherleweg in Yach. Was habe ich mich gefreut - hier sind nirgends Blumen zu sehen. Das größte der Gefühle was ich bisher entdeckt habe, waren Weidenkätzchen. Danke Mama & Papa! 😍🌸🌿

Osterpost aus Yach

Wie versprochen war ich dann vormittags mit Jade & Chad bei den Büffeln. Das war wieder mal richtig klasse. Was für ein tolles Paar! Immer wieder unglaublich was ich hier für Leute kennenlerne, das wäre mir auf einer gewöhnlichen Rinderfarm vermutlich nicht passiert.

Zum Mittag gab´s für mich einen Bagel und einen Anruf von Matt mit einer Einladung zum Dinner bei Floyd und Roseanne. Da war ich ganz schön aus dem Häuschen. 😊

Danach habe ich mich frohen Mutes an´s Housekeeping des Guesthouse gemacht. Lhabu und seine Gruppe ist heute morgen weiter nach Calgary gefahren und zum Abschluss gab´s einen Group Hug. Das war so lustig. Die sind echt eine verrückte Gruppe. Ostern fängt ja wirklich speziell dieses Jahr und es sollte nicht die letzte Umarmung bleiben. 🙌

Ich hatte mich ein bisschen in der Zeit vertan, denn obwohl Lhabu´s Truppe mir super geholfen hatte, in dem sie schon alle Betten abgezogen und den Müll herausgebracht haben, war noch genügend zu tun und schwups kam auch schon Matt daher gefahren. Zugebenermaßen war er etwas früher dran als angekündigt. Zum nochmal umziehen war trotzdem keine Zeit mehr, aber das ist ja zum Einkaufen eh nicht notwendig, wie ich gelernt habe. Also habe ich nur schnell meine Gummistiefel gegen meine Ugg Boots getauscht und ihn noch schnell gebeten sich den Feuerlöscher anzuschauen. Den haben die Gäste gestern abend nämlich vor lauter Panik benutzt als es zu Qualmen anfing.

Ich habe Matt dann noch erzählt, wie ich die Bude heute den ganzen Nachmittag gelüftet und dass ich in jedem Raum Räucherstäbchen angezündet habe, damit der Rauchgeruch sich verzieht. Anstatt von "incense sticks" zu sprechen, habe ich von "incentive sticks" geredet. Die gibt´s eigentlich garnicht, aber das ist ein interessantes Wortspiel, welches Matt und später auch Floyd sehr amüsiert haben ... das ist nun einer unserer running gags. Dicht gefolgt von meiner Aussprache von "veggies", welches ich als Abkürzung für "Gemüse" verwenden wollte, um ihm zu erkären, was ich alles einkaufen will.

Wir Deutsche scheinen sehr gerne bei der Aussprache das V mit dem W zu verwechseln, was mir Susan vor kurzem auch schon mal erklärt hatte und was Du, Judith, auch schon öfters erzählt hattest. Was mir Susan allerdings verschwiegen hat, ist, dass es das Wort "wedgie" tatsächlich gibt und das etwas völlig anders als Gemüse ist. Das hat mir freundlicherweise Matt erklärt. Wie peinlich! "To have a wedgie" 👉 Erklärung bei LEO: Arsch frisst Hose - unangenehmer Zustand, bei dem die Hose bzw Unterhose sich in die Arschfalte zieht. 😂

Was mir Matt dann auch noch erklärt hatte, ist, dass wir nach dem Einkaufen nicht mehr zurück fahren. Ich konnte es nicht fassen. Weder die Haare gekämt, richtig frisch gemacht noch umgezogen gehen wir an Gründonnerstag Abend zum Dinner und für mich zum ersten Mal in Floyds Haus. Matt hat mich damit aufgezogen, dass das doch alles kein Ding wäre, er würde kein Deut sauberer aussehen und ich solle mir da mal keinen Kopf machen und ach ja, Gastgeschenke werden auch keine angenommen. Ich müsse mir also nicht die Mühe machen noch etwas zu besorgen. Der Versuch ist auch kläglich gescheitert, denn die Blumen, die ich gegebenfalls dafür in Erwägung gezogen hätte, sahen im Supermarkt wirklich nicht gut aus.

Würstchen im Supermarkt :)
Zur Überbrückung unserer Stunde zwischen dem Ende des Einkaufs und dem Dinner sind wir zuerst noch zu einem kleinen Café für einen Kaffee gefahren und dann noch für zwei kurze Abstecher zum Reflection Lake und an den Columbia River. Zwei schöne kleine Ausflüge mit der Aussicht auf die heimische Tierwelt und den Highway beim See und den Kicking Horse Mountain beim Fluß.

Das Dinner war dann wirklich sehr unkompliziert. Floyd kam kurz nach uns - auch direkt von der Arbeit und als weiterer Gast war Scott noch von der Partie. Er war der einzige, der sich offensichtlich die Mühe gemacht hatte, eine frische Hose und einen Pulli anzuziehen. Es gab lecker Schweinebraten, Gemüse und als Dessert Apple Crumble mit Eis. Ich habe dann noch den Fehler gemacht Tee zu trinken, weshalb ich dann bis spät nachts nicht schlafen konnte. 😊

Das war wirklich ein sehr schönes Dinner. Ganz anders als ich mir das Nachmittags noch ausgemalt habe, aber dafür umso entspannter. Wir sind dann recht früh aufgebrochen, weil Matt noch zu den Hunden zur Fütterung und play time musste. Auf dem Rückweg zu mir haben wir noch einen kurzen Stopp bei seiner Schwester Alicia und ihrer Familie gemacht, die bei mir mehr oder weniger um´s Eck wohnt. Die Familie wohnt in einem richtig gemütlich kleinem Haus und hat auch einen schönen Hund, der zur Begrüßung natürlich auch heraus kam. Sein Schwesterherz hat für ihn heute auch Wäsche gewaschen, gleich wie meine Wenigkeit. Matt hat in seinem Haus keine Waschmaschine und deshalb bringt er die Wäsche oft bei Leo oder seiner Schwester vorbei.

Da wir schon recht früh zurück waren, habe ich nochmal eine Runde zu den Büffeln gedreht und dort Jade & Chad angetroffen. Die beiden kamen ganz gediegen mit Weingläsern um die Ecke und wollten den Abend bei den Büffeln ausklingen lassen - welch tolle Idee. Chad ist echt eine Marke. So ein witziger Typ. Da er heute Abend eine schwarze Mütze und eine schwarze Jacke - genau wie Leo - anhatte, kam doch glatt Chester Jr. zum Zaun spaziert. Unglaublich, das macht er wirklich selten. Chad hat auf ihn eingeredet und Jade vermutete schon, dass es vielleicht zusätzlich auch an der männlichen tiefen Stimme liegen könnte. Das war jedenfalls ein sehr besonderer Abend und ein toller Abschluss des Tages.

Chester Jr. verliert gerade sein Winterfell
Ich habe dann noch zwei Betten bezogen und Handtücher zusammgelegt, bevor ich in mein Loft bin. Auf dem Weg dahin musste ich mich durch einen kleinen Schnee- und Hagelschauer schlagen. Echt verrückt wie hier manchmal das Wetter spielt. Den restlichen Abend habe ich mit Emails checken, Airbnb-Buchungen und einem Update meiner Liste meiner Tageserlebnisse verbracht und mit Schäfchen zählen bis ich endlich nach 2 Uhr einschlafen konnte. 😴

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